Mittwoch, 9. September 2009

Angie an der Strippe – Fiktives Telefonat mit einer politischen Jackenwechslerin

Von Edda Winkel | Rotfuchs:

- Guten Tag, Frau Bundeskanzlerin, hier spricht Edda Templin. Sie kennen mich vom Hörensagen als Mutter Ihrer Kollegin Gloria Templin an der Akademie der Wissenschaften in den 80er Jahren.

- Ich erinnere mich an Gloria, sie war eine angenehme Kollegin, aber woher haben Sie meine Nummer?

- Vom BND, ein Freund arbeitet dort.

- Das ist ja ein Ding! Wie ist das möglich?

- Dazu weiß ich nichts, darüber kann Herr Schäuble sicher mehr sagen. Ich traue mich Sie anzurufen, weil der amerikanische Präsident Ihre Klugheit und Ihren Sinn fürs Praktische gelobt hat.

- Ja, das hat er, aber bitte fassen Sie sich nun kurz.

- Frau Bundeskanzlerin, ich freue mich sehr und möchte Ihnen danken für den Bescheid zur Rentenerhöhung.

- Nun, das war an der Zeit.

- Leider muß ich Ihnen mitteilen, daß mit gleicher Post die Ablehnung auf meinen Widerspruch aus dem Jahr 2003 kam. Darin hatte ich mich gegen die Ungleichbehandlung von Ost- und Westrentnern ausgesprochen.

- Nun, liebe Frau Templin, das wird auch noch geändert werden. Seien Sie geduldig!

- Das geht nicht, ich bin 85 Jahre alt und möchte noch etwas davon haben. Und im Gegensatz zu Obama, der gesagt hat, daß er Ihnen sehr traut, traue ich Ihnen nicht.

- Nanu, warum denn nicht?

- Das hat Ihnen schon der Berliner Finanzsenator Nußbaum gesagt: Sie wollten entweder das Land bewußt ruinieren oder verstünden nichts von Zahlen. Da er davon nicht ausgehe, würden Sie wohl die Wahrheit bis nach den Wahlen zurückhalten.

- Eine ziemliche Unverschämtheit!

- Nein gar nicht, und legen Sie jetzt bitte nicht auf, sonst könnte die Welt erfahren, wie Sie schon immer Wahrheiten zu Ihren Gunsten verbogen haben. Günter Grass konnten Sie im Interview vielleicht weismachen, Ihre Tätigkeit als Sekretär für Agitation und Propaganda bei der FDJ Kreisleitung der Akademie der Wissenschaften sei Kulturarbeit gewesen.

- Na hör`n Sie mal!

- Nein, Sie und ich als gelernte DDR-Bürger wissen, daß das gelogen war.

- Ja, aber …

- … und genauso wissen Sie und ich, daß die angekündigten Steuervergünstigungen für irgendwann Luftnummern, Wahlspeck sind.

- Jetzt sind Sie aber unsachlich!

- Ich? Da muß ich lachen. Aber ich versichere Ihnen, meine Stimme haben Sie, sobald Sie per Gesetz verabschiedet haben: Rentengleichheit in Ost und West.

Tut, tut, tut …

Quelle: Rotfuchs – Ausgabe September 2009 / Nr. 140

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