Sonntag, 22. November 2009

Der Journalismus steckt in keiner Krise...

Der Journalismus ist gekennzeichnet durch Konfliktscheue, mangelnder Intelligenz und Bildung der Journalisten, Inkonsequenz und Inkompetenz, aber auch durch die ökonomischen Verhältnisse im Kapitalismus.
Auf Nachdenkseiten wurde der Artikel Warum die Qualität im Journalismus abnimmt veröffentlicht. U.a. lautet es darin:
Der Journalismus steckt in einer Strukturkrise. Weniger Anzeigen in den Blättern als noch vor Jahren, sinkende Abonentenzahlen und die immer stärker werdende Konkurrenz durch das Internet untergraben die alten Grundlagen für Qualität: nämlich Unabhängigkeit, Geld und Zeit.
Wann gab es jemals unabhängige Zeitungen? Zeitungen waren immer schon abhängig und zwar von den rein subjektiven Interessen ihrer Herausgeber. Diese sind allerdings auch durch die zunehmende Konzentration auf dem Meinungsmarkt beeinflußt. Es mangelt an Geld? Dies trifft garantiert für Zeitungen vom Format der Junge Welt zu, aber was ist mit dem Journalismus beispielsweise der ARD? Es mangelt dort gewiss nicht an Geld und doch sind auch dort die beschriebenen Zustände zu beobachten. Meines Erachtens hat es Methode, wenn Nachrichtensendungen von Beckmänner und Kerner moderiert werden. Als sehr gutes Beispiel dient hier ebenso die Sportberichterstattung. Journalisten der alten Schule, von Wickert bis zu Oertel haben Beiträge dazu veröffentlicht und die Mißstände benannt. Es mangelt nicht am Geld, wenn "Journalisten" eingestellt werden, die keinen einzigen fehlerfreien Satz über die Lippen bringen. Will mir ernsthaft jemand erzählen, dass Delling der letzte lebende Mohikaner des deutschen Sportjournalismus ist? Es herrschen Qualitätsstandards, die vielleicht ihrem Verständnis von Qualität zuwiderlaufen, doch garantiert nicht den Standards der Tonangebenden. Dieser Qualitätsverlust hat Methode und ist auch in anderen Gesellschaftsbereichen zu beobachten. Beispiel gefällig? Stoiber und Fischer sind nicht politische Amtsträger geworden, weil sie verbale Schöngeister darstellen oder ihr Intellekt sie dazu besonders befähigt hätte. Sie hatten andere Voraussetzungen mitgebracht und die Journalisten hatten bereits damals dazu beigetragen, die Werbetrommel für solche Gestalten zu schlagen. In den meisten Fällen sogar unbewußt. Wieso auch nicht, wenn das eigene Bewußtsein spezifische Mangelerscheinungen aufweist? Journalismus ist zur belanglosen "fast food"- Unterhaltungsmaschinerie verkommen. Persönlichkeiten sind vorhanden, aber unerwünscht. Und so werden Typen wie Wisnewski sondiert und ausgegrenzt. Das alles hat, wie bereits gesagt, Methode und der Grund ist nicht im Geld zu finden, auch wenn es oberflächlich betrachtet so scheinen mag. Die nächstbeste und einleuchtende Erklärung aufzunehmen, ist zwar für viele bezeichnend, doch hat dies dann ebenso nichts mit hohen Qualitätsansprüchen gemein. Geld ist nur Mittel zum Zweck. Doch was ist der Zweck?
Zeit? Philosophisch betrachtet ist das, was uns zwischen Geburt und Tod zur Verfügung steht, Zeit. Wie wir uns diese Zeit einteilen, hat nur wenig mit einem Mangel an Zeit zu tun. Nun könnte das Argument Zwang angeführt werden, doch da halte ich es mit dem großen Epikur:
Schlimm ist der Zwang, doch es gibt keinen Zwang, unter Zwang zu leben.
Bequemlichkeit und Phantasielosigkeit der Journalisten wären zwei weitere Merkmale, die in diese Debatte hineingehörten. Und das um jeden Preis funktionieren wollen...
Aber halt, dies hatte ich bereits anfangs erwähnt. Selbstkritik, ihr Journalisten, ist eine Tugend, die nur wenige unter euch besitzen. Aber dafür fehlt es euch dann auch noch am Idealismus im Beruf. An den eigenen Ansprüchen. Doch sind auch hier die Verhältnisse derart komplex, daß sie ohnehin in einem solch kurzen Text nur angerissen werden können bzw. gar nicht erst erwähnt werden. Der Journalist ist kein Übermensch und auch er ist nur ein Stein in einer riesigen Wand.
all in all you're just another brick in the wall
Das wir uns von der Tendenz zum reinen Dreigroschenhurenjournalismus hin verabschieden werden, sehe ich in einem Systemwechsel bedingt. Doch befinden wir uns noch in einer Fäulnisphase...
Der Journalismus steckt in keiner Krise - der Journalismus ist nur das Produkt seiner Umwelt. Wer alte Maßstäbe für "neue" Erscheinungen anwendet, wird sich zwangsläufig "vermessen".
Und es existieren täglich genügend Beispiele dafür, dass selbst die alten Maßstäbe noch ihre Anwendung finden können, weil es den Journalismus der alten Schule noch gibt und geben wird. Deshalb sei hier die Frage angebracht, wo existiert dieser Journalismus nicht mehr? Danach können wir fragen, warum existiert er dort nicht mehr?

3 Kommentare:

  1. Ich habe keine Ahnung, was Du eigentlich willst.
    Geht es um die Fähigkeiten von Journalisten ganz allgemein? Um die Auswahl der Themen in den Medien?
    Oder schreibst Du Dir nur den Frust von der Seele?
    Was gefällt Dir den an der täglichen Berichterstattung nicht?
    Das es evenduell keine Berichterstattung mehr gibt?
    Dann sag es doch mal deutlich, verdammt noch mal! Es ist Sonntag und ich hab das Merkel von voriger Woche immer noch nicht vertaut!
    "Wir haben eine Scheiß-Journalie hier im Land, die nichts können, außer abzuschreiben, was man Ihnen einimpft!" Klare Worte, die sogar ich verstehe. Oder ist das so schwer? So manches Problem konnte nie gelöst werden, weil niemand das Problem genau beschreiben konnte. Leider!

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  2. "Das es evenduell keine Berichterstattung mehr gibt?"

    Wo gibt es denn keine Berichterstattung mehr?
    Die Frage ist doch über was und wie berichtet wird.

    "Wir haben eine Scheiß-Journalie hier im Land, die nichts können, außer abzuschreiben, was man Ihnen einimpft!"

    Und, schreibst du etwa was anderes, außer dem was man dir eingeimpft hat bzw. du dir einimpfst? Es ist richtig, dass die Journalie abschreibt, was aus den Tickern der Nachrichtenmacher kommt. Der Fehler besteht darin, das dies unkritisch und unhinterfragt geschieht. Die relativ geringe Allgemeinbildung der Journalie begünstigt dies noch. Wahrscheinlich meintest du das mit "einimpfen", doch steht es dir dann nicht gut zu Gesicht, andere wegen ihrer "Undeutlichkeit" zu kritisieren. :-)

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  3. Pardon, ich bin wahrscheinlich etwas altmodisch. Aber bei mir wird für eine BERICHTERSTATTUNG auch eine vernünftige Recherche vorausgesetzt. Und da es die offenbar nicht mehr gibt, weil auch nicht gewünscht, kann man auch schlecht von Berichterstattung sprechen.
    Und mir steht es doch zu, andere zu kritisieren! Ich bin ein Kunde, in jeder hinsicht das letzt Glied in der Kette. Und wenn man mir Produkte, sei es im Blog, im TV oder in den Gazetten, anbietet, welches von minderwertiger Qualität ist, Preis-Leistung nicht stimmt oder meine Erwartungen (die hat man immer) nicht gerecht werden, dann kritisiere ich. Das bißchen Freiheit gönne ich mir. Ist die Einzige, die ich noch habe!

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