Mittwoch, 18. Juni 2014

Russland unterstützt nicht die Kampfhandlungen in Neurussland/Ostukraine

Igor Strelkov ist niemand geringeres als der Führer der neurussischen Volkswehr. Seine nüchterne Beschreibung des Kriegsgeschehens in der Ukraine ist ernüchternd und zeigt auf, dass Russland nicht hinter den Kampfhandlungen steckt, was von der NATO und ihren Medien stets behauptet wird:
Der Gegner bombardiert massiv Kramatorsk und benutzt dazu Artillerie auf dem Berg Karatschun und in der Nähe der Wasserversorgungswerke zwischen Slawjansk und Kramatorsk (sie haben eine Stellung dort). Es gibt zahlreiche Opfer und Feuer in der Stadt. Sie bombardieren die Industriegebiete und die Wohngebiete. Die Bevölkerung ist in Panik. Kramatorsk hat solch massiven Artilleriebeschuss noch nicht erlebt. Die Objekte der Milizen werden ausgespart, die Angriffe richten sich nicht gegen sie, um die Zehntausende zur Flucht nach Rußland zu zwingen. Völkermord und ethnische Säuberung in ihrer klarsten Form. 
Ich habe mich entschieden, einen Text aus meiner persönlichen Korrespondenz zur allgemeinen Kenntnis zu veröffentlichen. Ich bitte den zu verbreiten. Man kann nicht länger dazu schweigen bis jemand „im Heimatland zur Besinnung kommt“. Daran gewöhnt, die Geschehnisse einige Schritte voraus zu sehen, bin ich in einem Zustand der völligen "Erschöpfung." Die beobachtbare Zerstörung der Wirtschaft und der Bevölkerung habe ich schon anderthalb Monate vorausgesehen, und, um das zu vermeiden, habe ich zur einer Intervention von Friedenstruppen aufgerufen. Nun ist es zu spät. Friedenstruppen können ohne einen Kampf nicht mehr eingreifen. Ich rufe nun auf zu einer sofortigen und weitreichenden militärischen Hilfe. Doch es ist keine Hilfe gekommen. In ein oder zwei Wochen (und möglicherweise früher) könnte ein wesentlicher Teil der militärischen Abteilungen der DVR und LVR vollständig besiegt sein. Der Grund ist die Übermacht an schwere Waffen. Wenn erst Donezk und Lugansk vollständig eingekesselt sind wie Slawjansk, wird die Frage auftauchen, ob Russland: 
1. Interveniert mit seiner ganzen Macht (die Intervention, die die Ukraine offen provoziert) oder
2. Neurußland komplett im Stich lassen wird (die Option auf die die Ukraine von ganzem Herzen hofft).
Und ich bin überhaupt nicht sicher, dass dieses Dilemma durch die erste Option gelöst werden wird. Mehr als wahrscheinlich wird das Gegenteil der Fall sein.
Wir können sogar hundert Schützenpanzer abfackeln oder sogar 5000 Soldaten töten, das Kräfteverhältnis wird sich kaum ändern. Vielleicht 1:14 anstatt 1:15.
Jeden Tag sind wir gezwungen, eine andere große Ortschaft zu verlassen. Wir haben weder die Männer noch die Waffen, sie zu verteidigen. Zur gleichen Zeit haben wir keine Möglichkeit, eine von ihnen zurückzuerobern, denn wir haben den schweren Waffen der Ukies nichts entgegenzusetzen. Alles, was wir tun können, ist mehr oder weniger erfolgreiche Verteidigung. Welchen Grund gibt es für Optimismus? Aus unseren eigenen kleinen Erfolgen? Die sind rein taktisch. Inzwischen haben wir die strategische Führung verloren. Ich sehe offene Sabotage der russischen Behörden auf höchster Ebene in Bezug auf Neurußland. Das zeigt sich in allem. Ich wage zu sagen, dass [diese Sabotage] ganz bewußt ist. Ansonsten gibt es keine Erklärung für die Tatsache, dass DVR und LVR noch nicht de facto anerkannt wurden und, daß sie keine der so dringend benötigten Waffen und Ausrüstungen erhalten. Putin hat praktisch (und ich frage mich – auf wessen Vorschlag?) die Zusagen geleugnet, die russische Zivilbevölkerung des Donbass zu schützen. Es ist keinerlei Alternative vorgeschlagen worden. Wenn es keine militärische Hilfe gibt, ist die militärische Niederlage des DVR und LVR unausweichlich. Ob diese Niederlage eine Woche eher oder einen Monat später kommt spielt keine Rolle. Der Gegner wird uns von der Grenze abschneiden und uns systematisch ersticken, das Territorium reinigen und ein oder zwei Millionen schwer bedürftige und verbitterte Flüchtlinge nach Russland treiben. (Ich denke die wirtschaftlichen und sozialen Konsequenzen sind offensichtlich.)
Und dann werden Gruppen von “dankbaren Oligarchen” mit sorgenvollen Gesichtern zu Putin kommen und als Sprecher wird ihnen der “große Verschwörer” Surkow offeriert, der mit leiser Stimme erklärt, “Wir haben alles versucht, aber diese nichtsnutzigen Donezker Banditen haben es selbst vermasselt, und wir können denen keine Hilfe geben ohne einen Atomkrieg zu riskieren. Das haben sie sich selber zuzuschreiben. Das Risiko ist es nicht wert. Wir müssen das durchhalten. Wir werden alles tun, wenn es soweit ist. Das kann man mit Poroschenko verhandeln. Das ist ein taktischer Rückzug. Wir sind nicht bereit in den Krieg zu ziehen. Immerhin haben wir die Krim, nicht wahr?“ und in der Art weiter.
Was das für uns bedeutet weiß ich schon. Die meisten von uns werden umkommen, aber das ist nicht das schlimmste, aber der aufstand und die Opfer werden vergebens gewesen sein. Und der „Russische Frühling“ wird durch den „Ukrainischen Frost“ beseitigt. Und der nächste Krieg, den wir nicht mehr erleben werden, wird auf Rußlands Territorium stattfinden, gleich nach dem Moskauer Maidan, versteht sich…
Igor Jefimow (49) ist einer der von Russland im Stich gelassenen Widerstandskämpfer. Igor wird nicht erfahren, wie der Kampf ausgeht. Er ist gestern gefallen.

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